Artikel von Stefan Bäuchl

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Einsamkeit als CFO – Zwischen Verantwortung und Isolation

“It gets lonely at the Top.” Diesen Satz hört man oft in Zusammenhang mit Führungspositionen, insbesondere wenn es um die Verantwortung und Entscheidungsgewalt eines CFOs geht. Obwohl sie im Zentrum der Unternehmensführung stehen und maßgeblich zur Strategie beitragen, berichten viele Finanzchefs von einem Gefühl der Einsamkeit. Wie kommt es, dass eine derart zentrale Rolle oft mit Isolation einhergeht? Welche Faktoren tragen dazu bei, und welche Möglichkeiten gibt es, diese Situation zu verbessern?

INHALT

Ein nachdenklicher Mann in Business-Kleidung sitzt mit zwei Kaffeetassen in einem Café. Sein besorgter Ausdruck spiegelt die Einsamkeit und den Stress wider, die viele CFOs und Führungskräfte in ihrer Rolle erleben.

Warum CFOs sich oft isoliert fühlen?

1. Der Realist unter Visionären: Während CEOs, CMOs und COOs mit ambitionierten Zukunftsplänen und Wachstumsstrategien voranschreiten, liegt es am CFO, diese Ideen auf ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit zu prüfen. Das kann schnell zur Rolle des unbequemen Realisten führen.

Praxisbeispiel: Ein Unternehmen plant eine kostspielige Expansion in neue Märkte. Während die Geschäftsführung von den Chancen begeistert ist, weist der CFO auf knappe Ressourcen und steigende wirtschaftliche Unsicherheiten hin. Die Reaktion ist verhalten, der CFO wirkt wie derjenige, der den Enthusiasmus bremst.

Ergebnis: Finanzverantwortliche geraten oft in eine isolierte Position, weil ihre Rolle darin besteht, Risiken aufzuzeigen und nicht nur Chancen zu betonen.

Oft fehlt das Verständnis dafür, dass Risikomanagement ebenso wertvoll ist wie Wachstumstreiber. Unternehmen profitieren langfristig von einem CFO, der frühzeitig auf Herausforderungen hinweist, um spätere Krisen zu vermeiden.

2. Finanzthemen sind oft schwer vermittelbar: Finanzielle Zusammenhänge sind komplex und für viele im Unternehmen schwer greifbar. Die Bedeutung von KPIs, Risikomanagement oder Liquiditätsplanung ist nicht immer offensichtlich. CFOs müssen ihre Erkenntnisse verständlich aufbereiten – oft auf Kosten der Tiefe ihrer Analysen.

Praxisbeispiel: Ein CFO erstellt ein detailliertes Finanzmodell zur Krisenprävention. Im Vorstandsgespräch wird jedoch nur nach einer simplen Zusammenfassung gefragt. Die harte Arbeit hinter der Analyse bleibt unbeachtet.

Konsequenz: CFOs fühlen sich mit ihrem Fachwissen oft allein, weil es nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommt wie andere Managementthemen.

Zudem erleben CFOs, dass finanzielle Argumente von anderen Führungskräften oft als Einschränkung wahrgenommen werden, obwohl sie der Stabilität und Zukunftssicherung des Unternehmens dienen.

3. Fehlende Sparringspartner für strategische Finanzfragen: Während andere Führungskräfte regelmäßig mit Teams und externen Experten zusammenarbeiten, ist der CFO oft auf sich allein gestellt. Finanzstrategien sind hochkomplex und erfordern tiefgehende Expertise – doch wer im Unternehmen kann fundiertes Feedback geben?

Praxisbeispiel: Ein CFO soll eine Strategie für mögliche wirtschaftliche Turbulenzen entwickeln. Während die Marketing- und Vertriebsabteilungen Ideen in Workshops erarbeiten, arbeitet der CFO isoliert an Szenarien und Risikobewertungen.

Herausforderung: CFOs haben oft niemanden im Unternehmen, der ihre Themen auf demselben Level diskutieren kann.

Dieses Problem verschärft sich in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten. Während andere Abteilungen schnelle, sichtbare Maßnahmen ergreifen können, arbeitet der CFO im Hintergrund an komplexen Finanzmodellen und Notfallplänen, oft ohne unmittelbare Anerkennung.

4. Stress und psychische Belastung als CFO: Neben der fachlichen Verantwortung tragen CFOs oft eine erhebliche psychologische Last. Die Sorge um Unternehmensfinanzen, Budgetkürzungen oder Cashflow-Probleme sind tägliche Herausforderungen, die mitunter schlaflose Nächte bereiten.

Viele CFOs empfinden eine hohe persönliche Verantwortung für den finanziellen Erfolg des Unternehmens. Wenn wirtschaftliche Schwierigkeiten auftreten, fühlen sie sich oft persönlich verantwortlich, selbst wenn externe Faktoren eine entscheidende Rolle spielen.

Praxisbeispiel: Ein CFO muss drastische Einsparungen vorschlagen, um das Unternehmen durch eine Krise zu führen. Während andere Abteilungen von den Maßnahmen betroffen sind, wird der CFO oft als „Überbringer schlechter Nachrichten“ wahrgenommen – eine Rolle, die zusätzlich zur Isolation beiträgt.

Ergebnis: Ohne ein unterstützendes Netzwerk kann diese psychische Belastung erheblichen Stress verursachen, der langfristig zu Erschöpfung oder sogar Burnout führen kann.

Wege aus der Isolation – Strategien für CFOs

Trotz dieser Herausforderungen gibt es Möglichkeiten, die eigene Rolle weniger isolierend zu gestalten:

CFO-Netzwerke nutzen: Der Austausch mit anderen CFOs bietet wertvolle Impulse und fachlichen Rückhalt. CFO-Foren oder Peer-Groups können helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und sich mit Herausforderungen nicht allein zu fühlen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern: Durch enge Kooperation mit anderen Abteilungen können Finanzthemen greifbarer gemacht werden. Der Aufbau eines Finanzverständnisses über das CFO-Team hinaus kann langfristig die Akzeptanz finanzieller Argumente stärken.

Frühzeitige Kommunikation: Wer von Beginn an in Entscheidungsprozesse eingebunden wird, kann verhindern, nur als „Bremser“ wahrgenommen zu werden. Proaktives Einbringen in Strategieentwicklungen und ein dialogorientierter Ansatz fördern das gegenseitige Verständnis.

Mentorship und Coaching: Ein professioneller Coach oder Mentor kann CFOs helfen, ihre Führungsrolle weiterzuentwickeln und mit schwierigen Situationen besser umzugehen.

Balance zwischen Strategie und Kommunikation: CFOs, die ihre finanziellen Erkenntnisse strategisch verpacken und gezielt kommunizieren, können eine bessere Verbindung zum Rest des Management-Teams herstellen.

Fazit: Netzwerke, Kommunikation und Strategie

Die CFO-Rolle bringt nicht nur Verantwortung, sondern oft auch Isolation mit sich. Die Kombination aus finanzieller Entscheidungsgewalt, der Notwendigkeit zur Risikobewertung und dem begrenzten Verständnis für komplexe Finanzthemen in anderen Abteilungen führt dazu, dass CFOs sich häufig allein fühlen.

Doch es gibt Wege, diese Isolation zu durchbrechen. CFOs, die aktiv Netzwerke aufbauen, ihre Kommunikation verbessern und sich frühzeitig in strategische Diskussionen einbringen, können nicht nur ihre eigene Position stärken, sondern auch den Unternehmenserfolg langfristig sichern. Denn ein CFO, der sich gehört und verstanden fühlt, kann mit größerer Sicherheit und Überzeugung handeln – zum Wohl des Unternehmens und zur eigenen beruflichen Zufriedenheit.

Schulmeister Recruiting Personalvermittlung Personalberater in Anzug Robert Svetez

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